Station 5: Herausforderungen
Studium und Unterricht fanden nie in einem hermetisch abgeriegelten Bezirk der reinen Kunst statt. Wichtige Einflüsse kamen von außen: von ministeriellen Entscheidungen, materiellen Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Änderungsprozessen. Schon die Wiederaufnahme des Unterrichtsbetriebs 1947 in einer großenteils zerstörten Stadt ohne ein eigenes Gebäude und mit nur mit einem rudimentären Bestand an Noten und Instrumenten stellte für alle Beteiligten eine enorme Herausforderung dar. Dasselbe gilt danach für das in Richtung Heidingsfeld gelegene Provisorium in der Villa Völk (ab 1948), den Bezug des Neubaus in der Hofstallstraße (1965–1968), den 1973 erlangten Hochschulstatus, dem die Stellenausstattung hinterherhinkte, der gleichwohl einen die räumlichen Möglichkeiten sprengenden Andrang von Studierenden auslöste, die Integration der städtischen Fachakademie für Musik (Hermann-Zilcher-Konservatorium) 2001 und schließlich die Studienreform (sog. Bologna-Reform) in den Jahren 2008–2011. Stets waren unmittelbar davon die Bedingungen des Unterrichtens und Übens sowie die Frage der Unterrichtsinhalte und -ziele berührt. Anfragen an die Struktur der Hochschule stellen bis heute auch die Internationalisierung, der Wandel der Musikkultur, der u.a. den Stellenwert der so genannten klassischen Musik, des Livekonzerts und auch des musikpädagogischen Handelns betrifft, nicht zuletzt auch die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit.
Anmerkung: Die Zahlen beziehen sich auf die instrumentalen Hauptfächer in den künstlerischen und künstlerisch-pädagogischen Studiengängen (außer Schulmusik). Gaststudierende wurden miteingerechnet. Genderspezifische Daten zur Instrumentenwahl liegen zwischen 1967 und 2006 nicht vor.
Die Zahlen weisen auf Veränderungen und Kontinuitäten hin. So ist der Anteil der Frauen bei den Streichern (Violine und Violoncello) gestiegen. Bei den Holzblasinstrumenten (übrigens auch beim Horn) haben Frauen teilweise überhaupt erst allmählich einen Zugang gefunden. Die Flöte ist dabei sogar zu einem „weiblichen“ Instrument geworden. Gleichgeblieben ist dagegen das leichte Übergewicht der Frauen beim Klavier. Und eine weitere Kontinuität: Die Blechblasinstrumente sind in Würzburg bis heute eine klare Männerdomäne. 2015 waren sämtliche Studierenden der Kernfächer Trompete, Posaune und Tuba männlichen Geschlechts.