Die damaligen Verhältnisse nach dem Krieg in der zerbombten Stadt kann sich ein heutiger Student kaum mehr vorstellen: Für die theoretischen Fächer gab es zwei Schulsäle in der stehengebliebenen Oberrealschule (heute Röntgen-Gymnasium), die nur notdürftig geflickte Fenster und keine Heizung hatten. Der Gesangs- und Instrumental-Unterricht musste in den Privatwohnungen der Lehrkräfte stattfinden, was oft weite Wege erforderte. Üben auf dem Instrument in Zwischenstunden war während der Unterrichtstage aus Mangel an Räumen überhaupt nicht möglich.
Ich hatte meinen Unterricht an drei Tagen der Woche und musste für zwei Nächte eine Schlafstelle finden; denn wir wohnten in dem kleinen Dorf Westheim, das keinerlei Busverbindung hatte. Und so war die tägliche Fahrt bei den damaligen Verkehrsverhältnissen nicht zumutbar: Ich musste entweder die etwa 15 km nach Würzburg mit dem Rad fahren, was bei Wind und Wetter, bepackt mit der Geige, sehr anstrengend war, oder ich fuhr bis zum 3 km entfernten Theilheim mit dem Rad und von dort mit dem nur zweimal am Tag verkehrenden Bus bis Würzburg. Auf dem Rückweg musste ich dann das Rad von Theilheim aus den steilen Berg zum höher gelegenen Westheim hinaufschieben. Man war froh, wenn einen gelegentlich ein Lastauto mitnahm.[1]
Fußnoten
- ^ <lt-highlighter contenteditable="false" data-lt-linked="1" style="display: none;"><lt-div class="lt-highlighter__wrapper" spellcheck="false" style="width: 447.5px !important; height: 18px !important; transform: none !important; transform-origin: 223.75px 9px 0px !important; margin-top: 3.58333px !important; margin-left: 9.01666px !important;"><lt-div class="lt-highlighter__scroll-element" style="top: 0px !important; left: 0px !important; width: 447.5px !important; height: 18px !important;"><canvas class="lt-highlighter__canvas" height="18" style="display: none; top: 0px !important; left: 34px !important;" width="104"></canvas></lt-div></lt-div></lt-highlighter>Erika Rau geb. Zeuner (2016), aus ihren Erinnerungen an ihre Studienzeit.
<lt-toolbar contenteditable="false" data-lt-adjust-appearance="true" data-lt-force-appearance="light" style="display: none;"><lt-div class="lt-toolbar__wrapper lt-toolbar-small" style="left: 490px; position: absolute !important; top: 518px !important; bottom: auto !important; z-index: auto;"><lt-div class="lt-toolbar__extras"><lt-span class="lt-toolbar__disable-icon"><lt-comp-icon class="lt-icon--disable lt-icon--clickable" data-lt-prevent-focus="true"><lt-span class="lt-icon__icon lt-icon__disable"></lt-span><lt-div class="lt-icon__tooltip lt-icon__tooltip--top-right lt-icon__tooltip--disable">Prüfung deaktivieren</lt-div></lt-comp-icon></lt-span><lt-div class="lt-toolbar__divider"></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__premium-icon"><lt-div class="lt-icon__tooltip lt-icon__tooltip--top-right">Premium-Vorschläge</lt-div></lt-div></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__status-icon lt-toolbar__status-icon-has-errors lt-toolbar__status-icon-has-2-errors" title=""></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__premium-icon-dot"></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__status-icon-in-progress"></lt-div></lt-div></lt-toolbar>
Im September 1949 habe ich die Aufnahmeprüfung gemacht. Nur in Klavier, nicht in Theorie. Da Prof. Leonhardt ein Freund meines Vaters war, wurde ich als Jüngster gleich im Hauptfach bei ihm aufgenommen. Er und Prof. Knettel waren die beiden Professoren, die den Hauptfachunterricht auf dem Klavier gaben. Wir haben unsere Professoren damals wahnsinnig verehrt. Sie waren wie Väter für uns. Und man kann sagen, wir alle waren eine große Familie. Das hatte natürlich auch etwas mit den Räumlichkeiten in der Villa Völk zu tun. Die Villa war quadratisch mit einer Balustrade im Treppenhaus gebaut – wie das Haus Wahnfried in Bayreuth. In diesem Treppenhaus haben wir Studenten unsere Pausen verbracht und ebenso die Professoren. Dass wir alle dort unser Brot gegessen haben, hat uns verbunden. Unten im Foyer stand ein Konzertflügel. In der großen Aula waren die Orchesterproben, die von den Direktoren geleitet wurden. Natürlich gab es dort auch Vorspielabende, an denen die Professoren direkt neben uns saßen. Das hat am Anfang Nerven gekostet. Aber es war herrlich![1]
Fußnoten
- ^ <lt-highlighter contenteditable="false" data-lt-linked="1" style="display: none;"><lt-div class="lt-highlighter__wrapper" spellcheck="false" style="width: 251.9px !important; height: 18px !important; transform: none !important; transform-origin: 125.95px 9px 0px !important; margin-top: 3.58333px !important; margin-left: 9.01666px !important;"><lt-div class="lt-highlighter__scroll-element" style="top: 0px !important; left: 0px !important; width: 251.9px !important; height: 18px !important;"><canvas class="lt-highlighter__canvas" height="18" style="display: none; top: 0px !important; left: 52px !important;" width="36"></canvas></lt-div></lt-div></lt-highlighter>Herbert Höhn (2014) in einem Interview.
<lt-toolbar contenteditable="false" data-lt-adjust-appearance="true" data-lt-force-appearance="light" style="display: none;"><lt-div class="lt-toolbar__wrapper lt-toolbar-small" style="left: 294px; position: absolute !important; top: 442px !important; bottom: auto !important; z-index: auto;"><lt-div class="lt-toolbar__extras"><lt-span class="lt-toolbar__disable-icon"><lt-comp-icon class="lt-icon--disable lt-icon--clickable" data-lt-prevent-focus="true"><lt-span class="lt-icon__icon lt-icon__disable"></lt-span><lt-div class="lt-icon__tooltip lt-icon__tooltip--top-right lt-icon__tooltip--disable">Prüfung deaktivieren</lt-div></lt-comp-icon></lt-span><lt-div class="lt-toolbar__divider"></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__premium-icon"><lt-div class="lt-icon__tooltip lt-icon__tooltip--top-right">Premium-Vorschläge</lt-div></lt-div></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__status-icon lt-toolbar__status-icon-has-errors lt-toolbar__status-icon-has-1-errors" title=""></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__premium-icon-dot"></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__status-icon-in-progress"></lt-div></lt-div></lt-toolbar>

Ich lernte Würzburg im Juli ’45 kennen, als ich ohne jede Ahnung hierher fuhr, um Professor Karl Witter – das war der Kontrabasslehrer – aufzusuchen, weil mein Vater die Vorstellung hatte: Da man eh nicht weiß, wie es überhaupt weitergeht, ist vielleicht auf musikalischem Gebiet etwas zu machen. Ich fuhr hierher und stand vor einer völlig zertrümmerten Stadt, und der Herr Witter, der in einem Haus wohnte, das stehen geblieben war, sagte: „Sie sehen, wie hier ist, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen, kommen Sie im Herbst noch mal!“ Und dann bin ich im Oktober noch mal gekommen, da war die Situation genauso. Als ich dann ’49 hier anfing, war Würzburg zaghaft im Wiederaufbau begriffen. Ich bin immer zwei Tage hier gewesen, von morgens bis abends, und habe in der Rotkreuzbaracke am Bahnhofsplatz übernachtet, die dort steht, wo jetzt die Straßenbahnhaltestelle ist und Pavillons aneinander gereiht sind. Da konnten Leute übernachten, die kein Quartier hatten. Später bin ich dann nach Würzburg gezogen und habe am Mittleren Dallenbergweg gewohnt, in einem Gebiet, das nicht zerbombt war, Richtung Heidingsfeld gelegen. Es hat schon ziemlich lange gedauert, bis Würzburg allmählich wieder erstanden ist. Damals wurde sehr viel improvisiert.[1]
Fußnoten
- ^ <lt-highlighter contenteditable="false" data-lt-linked="1" style="display: none;"><lt-div class="lt-highlighter__wrapper" spellcheck="false" style="width: 253.033px !important; height: 18px !important; transform: none !important; transform-origin: 126.517px 9px 0px !important; margin-top: 3.58333px !important; margin-left: 9.01666px !important;"><lt-div class="lt-highlighter__scroll-element" style="top: 0px !important; left: 0px !important; width: 253px !important; height: 18px !important;"></lt-div></lt-div></lt-highlighter>Walter Lessing (2009) in einem Interview
<lt-toolbar contenteditable="false" data-lt-adjust-appearance="true" data-lt-force-appearance="light" style="display: none;"><lt-div class="lt-toolbar__wrapper lt-toolbar-small" style="left: 295px; position: absolute !important; top: 484px !important; bottom: auto !important; z-index: auto;"><lt-div class="lt-toolbar__extras"><lt-span class="lt-toolbar__disable-icon"><lt-comp-icon class="lt-icon--disable lt-icon--clickable" data-lt-prevent-focus="true"><lt-span class="lt-icon__icon lt-icon__disable"></lt-span><lt-div class="lt-icon__tooltip lt-icon__tooltip--top-right lt-icon__tooltip--disable">Prüfung deaktivieren</lt-div></lt-comp-icon></lt-span><lt-div class="lt-toolbar__divider"></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__premium-icon"><lt-div class="lt-icon__tooltip lt-icon__tooltip--top-right">Premium-Vorschläge</lt-div></lt-div></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__status-icon lt-toolbar__status-icon-has-no-errors" title=""></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__premium-icon-dot"></lt-div><lt-div class="lt-toolbar__status-icon-in-progress"></lt-div></lt-div></lt-toolbar>
Das musikalisch-fachtechnische wie allgemein geistige Niveau der Neustudierenden war – von relativ wenigen Studierenden abgesehen – ein bedauerlich tiefstehendes. Besonders auffällig war das Fehlen eines überzeugenden inneren Schwunges, jenes den echten Künstler bestimmenden Gefühles, dass man musizieren muß, aus innerstem Drang, aus seelischer Notwendigkeit, und nicht nur aus kommerziellen Gründen oder bestenfalls, weil man es halt ganz gerne möchte. Ebenso auffällig war bei nahezu allen Prüflingen der Mangel an zuverlässigem musikalischen Gehör und rhythmischem Gefühl, wenn auch eine kleine Anzahl eine erfreuliche Ausnahme darstellte.
Den besten Eindruck gewann man von dem Bläsernachwuchs: durchwegs frische, unverbildete, gesunde Landbuben, erfreulicherweise beinahe alle im Besitze eines oder mehrerer Instrumente. […] Am wenigsten gut schnitten die Streicher ab: man konnte, von einer wirklich geigerischen Begabung abgesehen, nur Mittelmäßigkeit und Anfängerleistungen feststellen.[1]
Fußnoten
- ^ Franz Rau nach den Aufnahmeprüfungen an das Staatsministerium für Unterricht und Kultus in München v. 29.10.1947, in: Staatsarchiv Würzburg, Hochschule für Musik 6.