Michael Stern

erinnert sich an seine Studienzeit in Würzburg 1953-1955

Im Sommer 1953 habe ich durch einen meiner Kollegen vom Städtischen Symphonieorchester Innsbruck, Herrn Prof. Walter Daum, kennengelernt. Prof. Daum kam damals auf Urlaub nach Innsbruck, um mich kennenzulernen und mein Posaunenspiel zu überprüfen. Wir haben uns beide etwas vorgespielt und uns gleich gut verstanden. Ich spielte damals schon zwei Jahre 1. Posaune im Theater und Symphonieorchester Innsbruck. Prof. Daum und ich besprachen mit der Direktion sowie mit meinen Eltern, dass ich ein Jahr unbezahlten Urlaub in Innsbruck bekommen konnte, um ein Jahr in Würzburg Posaune studieren zu können. Ich bekam die Genehmigung und konnte im Oktober 1953 nach Würzburg kommen. Die ersten Monate wohnte ich mit einem Studienkollegen am Schützenhof, dann konnte ich bis 31.1.1955 bei Prof. Daum wohnen. Ich war begeistert von der Art, wie Prof. Daum mit seinen Studenten musizierte (Tongestaltung, Rhythmus, Phrasierung und solistisches Musizieren auf der Posaune sowie seine gesamte Motivation). In der Folge gab es immer wieder Vortragsabende, Konzerte und Opernaufführungen, außerdem Konzerte in Würzburg, Ansbach und Hammelburg (Schöpfung usw.). Ich hatte die Möglichkeit, drei Solostücke für Posaune und Klavier im Rundfunk Nürnberg aufzunehmen. In meiner kurzen Würzburger Zeit hatte ich bei Opern- und Konzertaufführungen im Stadttheaterorchester die Möglichkeit, auf der 1. Posaune mitzuspielen. Meine Studienkollegen waren Martin Göss, Udo Reinhard (der mein Nachfolger im Staatstheater Karlsruhe wurde), sowie Bruno Issig (mein Nachfolger in Innsbruck). Toni Hammer (Hornist) habe ich nach Jahren in meiner Bayreuther Zeit wiedergetroffen. 1955 konnte ich trotz meiner Tätigkeit am Staatstheater Karlsruhe am Staatskonservatorium Würzburg mit Erfolg meine Staatsprüfung ablegen. Prof. Daum spielte damals aus Freundschaft acht Tage im Orchester in Karlsruhe an meiner Stelle, sodass ich die Staatsprüfung absolvieren konnte. Leider konnte ich in Würzburg nur vier Semester studieren, Prof. Daum gab mir aber ein gutes Rüstzeug mit, das ich in meiner Laufbahn als Pädagoge gut verwenden konnte. 1954 gab es zwei Konzerte mit Posaunenquartett in Innsbruck und Igls (Mitwirkende: Prof. Daum, Heinrich Weber, Anton Hell und ich).

Hier meine ausführliche Biographie (2003 aufgeschrieben, 2014 überarbeitet):

Prof. Michael Stern – vom Bauernbuam zum Hochschulprofessor

Geboren wurde Michael Stern am 23.12.1933 in Natters. Mit 10 Jahren bekam er von seinem Vater eine Harmonika, auf der er fleißig ohne Noten zu spielen begann. Nachdem er nach geraumer Zeit einige Musikstücke spielen konnte, hat man ihn schon zu kleineren Tanzveranstaltungen geholt.

Seine Liebe galt aber der Blasmusik. So konnte er 1946 Es-Trompete lernen und im selben Jahr zu Fronleichnam zum ersten Mal mit der Musikkapelle Natters ausrücken. Nach einem Jahr fleißigen Übens hat Michael dann solche Fortschritte gemacht, dass ihn Gottlieb Weißbacher als seinen Schüler aufgenommen hat. Nach einem guten halben Jahr Flügelhorn-Unterricht sagte ihm Weißbacher (der übrigens keine große Lust zum Unterrichten hatte), dass er ihm nichts mehr beibringen könne. Er hatte aber das Glück, über einen Bekannten Heinrich Weber, der damals 1. Trompeter im Tiroler Landestheater und im Symphonieorchester Innsbruck und zeitgleich Lehrer für Trompete an der städtischen Musikschule war, kennenzulernen. Heinrich Weber nahm ihn dann nach einem Jahr Trompetenstudium als Substitut mit ins Landestheater. So tauchte Michael Stern bereits im zarten Alter von 15 Jahren in die Welt des Orchestermusikers ein. Nachdem er die erste Oper seines Lebens kennengelernt hatte – es war die Verkaufte Braut von Bedrich Smetana – stand sein Berufsziel fest: Er wollte Berufsmusiker werden.

Doch vorerst ging es mit der Tanzmusik weiter. 1949 gründete Michael Stern – damals noch als Flügelhornist – die Natterer Buam. Natürlich hat er immer wieder – sofern es die Zeit zuließ – bei seiner Heimatkapelle Natters mitgespielt.

Die Trompetenstelle im Landestheater wurde im September 1949 von einem erfahrenen Trompeter namens Sepp Hell besetzt, mit dem Michael Stern noch 1 Jahr zusammen als Trompeter musizieren durfte. Im Herbst 1950 gab ihm der damalige Musikdirektor Prof. Fritz Weidlich die Chance, in kurzer Zeit auf die Posaune umzusatteln. Und so wurde Michael dann am 1. Februar 1951 nach einem erfolgreich abgelegten Probespiel für Posaune – Prof. Weidlich hat ihn dabei selbst beim Posaunenkonzert am Flügel begleitet – als 1. Posaunist im Innsbrucker Orchester eingestellt.

Nach 2 Jahren Orchestertätigkeit in Innsbruck hat Michael Stern über einen Kollegen aus dem Orchester Prof. Walter Daum vom Staatskonservatorium in Würzburg kennengelernt, der ihn im Herbst 1953 nach Würzburg mitnahm. Er bekam damals von der Stadt Innsbruck 1 Jahr unbezahlten Urlaub und studierte in Würzburg Posaune mit allen Nebenfächern. Die Staatsprüfung hat er im Juli 1955 mit ausgezeichnetem Erfolg abgelegt. Nach einem Jahr Studium riet sein Professor, dass Michael Stern in Innsbruck kündigen solle, da er bestimmt eine Stelle in einem deutschen Kulturorchester bekommen würde. Das war dann auch tatsächlich so, denn schon am 1. Februar 1955 bekam Michael Stern die Solo-Posaunistenstelle am Badischen Staatstheater und einen Lehrauftrag an der Badischen Hochschule für Musik in Karlsruhe. Sein Abschiedskonzert in Innsbruck spielte er im September 1954 am Landestheater unter dem (damals) neuen Chefdirigenten Kurt Rapf (5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven). In der Folge hat er natürlich immer wieder im Innsbrucker Symphonieorchester ausgeholfen. Dr. Othmar Costa vom ORF-Tirol hat ihn auch öfters als Solist, sowie für moderne Musik – damals gab es die „Musik im Studio“ – nach Innsbruck geholt. Zudem hat Michael Stern 15 Jahre lang bei den Innsbrucker Turmbläsern unter der Leitung von Prof. Vinzenz Weber als 1. Posaunist mitgewirkt.

Die Orchestertätigkeit in Karlsruhe dauerte nicht allzu lange, denn bereits 1½ Jahre später, im September 1956, kam Michael Stern als Solo-Posaunist zu den Münchner Philharmonikern. Daneben gab er in München anfangs Privatunterricht, in der Folge wurde er Lehrer am Trapp’schen Konservatorium, der Städtischen Musikschule München und am Richard-Strauss-Konservatorium.

Im September 1961 folgte ein Lehrauftrag am Mozarteum Salzburg. Drei Jahre später, im September 1964, holte ihn der damalige Chefdirigent des Bayerischen Rundfunkorchesters, Rafael Kubelik, als Solo-Posaunisten ins Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Von 1971 bis 1977 wirkte Michael Stern im Festspielorchester Bayreuth an der Basstrompete und an der 1. Posaune mit. 1974 begann die Tätigkeit an der Hochschule für Musik in München mit einem Lehrauftrag für Posaune und der Leitung des Bläserensembles.

Dann kam der Plan, auch beruflich nach Tirol zurückzukehren. Das Haus in Natters wurde errichtet und 1977 hat Michael Stern die Lehrstelle für Posaune am Städtischen Konservatorium in Innsbruck übernommen. Gleichzeitig wurde er von der Stadtmusikkapelle Wilten/Innsbruck zu ihrem neuen Kapellmeister und damit in dieser Funktion zum direkten Nachfolger von Prof. Sepp Tanzer gewählt. Zum Erfolg seiner Lehrtätigkeit am Städtischen Konservatorium Innsbruck seien 3 Studenten erwähnt: Fritz Lohmayr und Josef Kürner (beide als Solo-Posaunisten im Bruckner-Orchester Linz) und Hansjörg Profanter (als Solo-Posaunist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks).

Weil er sich nach seinen früheren internationalen Erfolgen und seiner Tätigkeit in München zurücksehnte, nahm er am 1.1.1979 seine ehemaligen Tätigkeiten als Solo-Posaunist im SBR und als Lehrer an der Hochschule für Musik in München wieder auf.

Die Kapellmeistertätigkeit bei der Stadtmusikkapelle Wilten/Innsbruck hat Michael Stern mit einer zweijährigen Unterbrechung dann bis 1995 ausgeübt. Im wohlverdienten Ruhestand wirkte Prof. Michael Stern von November 2002 bis September 2008 als Kapellmeister der Musikkapelle Mutters.

Von 1983 bis 1987 lehrte er als Gastprofessor für Trompete und Posaune am Mozarteum Innsbruck (ehemalige Studenten: Andreas Lackner, Franz Posch sowie Norbert Salvenmoser). Eine hohe Auszeichnung folgte in Bayern: 1983 wurde Michael Stern vom Bayerischen Kulturministerium zum Honorarprofessor ernannt.

Während seiner Orchesterlaufbahn hat Michael Stern in den Jahren 1956 bis 1988 Solokonzerte mit den Münchner Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Symphonieorchester Innsbruck sowie der Camerata Academica Salzburg gegeben. Konzertreisen führten ihn in die USA, nach Kanada, Japan sowie in alle europäischen Länder. Dazu kamen Plattenaufnahmen mit zahlreichen bekannten Blasorchestern in München und Bayern. In die Orchestertätigkeit von Michael Stern fallen auch die Aushilfen in anderen Orchestern.

Die gab es unter anderem an der Bayerischen Staatsoper in München, bei den Berliner Philharmonikern, dem Hamburger Staatsorchester und den Bamberger Symphonikern.

Nicht zuletzt haben sich namhafte und heute in führenden europäischen Orchestern tätige Posaunisten bei Michael Stern den letzten Schliff vor den wichtigen Probespielen geholt.

Die letzte berufliche Veränderung – und damit verbunden nochmals ein beruflicher Aufstieg – gab es 1987 mit dem Wechsel vom SO des Bayerischen Rundfunks zum Lehrstuhl für Posaune an der Hochschule für Musik in München, wo Michael Stern von da an als ordentlicher Professor wirkte.

Ganz besonders ist Michael Stern die Tanzmusik immer am Herzen gelegen. Waren viele Musiklehrer Gegner der Tanzmusik, so hat Michael Stern seinen Schülern diesen „zusätzlichen Ausbildungsweg“ stets vermittelt und empfohlen – wer da wohl Recht gehabt hat? 1965 gründete er in München seine eigene Formation, die Sterntaler Musikanten, die er bis 1977 leitete und in der er nicht nur als Posaunist und Leiter, sondern auch als Sänger agierte.

In diese Zeit fallen über 160 Kompositionen: Märsche, Polkas, Walzer und volkstümliche Lieder. Insgesamt gibt es von ihm über 200 Kompositionen. Neben den bereits erwähnten Stücken für die Sterntaler Musikanten hat er auch eine ganze Reihe von Werken für Blasmusik geschaffen. Bekannt sind hier v. a. seine Märsche wie Frisch Voran!, der Natterer Schützenmarsch, Veldidena, der Klausner Festmarsch, Hurra, die Kaiserjäger!, Wiltener Gruß, der Wiltauer Marsch, Übers Land, Mein Tirol, der Obermaiser Festmarsch, Immer flott und andere. Für Blasmusik gibt es aber auch eine ganze Reihe von Solostücken, die er ursprünglich teilweise für kleinere Besetzungen geschrieben und in den letzten Jahren für großes Blasorchester instrumentiert hat, wie z. B. den Lustigen Thomas (für Bariton), den Posaunen-Much, Drei und Drei (für 3 Posaunen und 3 Trompeten), die 3 Ziaga (für 3 Posaunen), der Klarinetten-Zauber und die Posaunen-Sterne. Bei den Kompositionen ist besonders auch die Festmusik zur 350-Jahr-Feier der Stadtmusikkapelle Wilten im Jahr 2000 zu erwähnen. Neben Kompositionen gibt es von ihm auch Bearbeitungen, so das Adagio aus der 7. Sinfonie und den Schlusschoral aus der 8. Sinfonie, jeweils von Anton Bruckner.

Im Bereich der Tanzmusik hat er auch Aufnahmen mit einer Reihe von anderen Formationen gemacht, so z. B. mit Lois Kerschbaumer, sowie mit den Viller- und Tiroler Spatzen. 1986 folgte eine Auszeichnung im Bereich Blasmusik: Michael Stern wurde zum Ehrenmitglied der Musikkapelle Natters ernannt. In den Jahren 1991 und 1992 war Michael Stern zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Kapellmeister der STMK Wilten (bis 1995) auch Kapellmeister der Original Tiroler Kaiserjägermusik, sowie von 1991 bis 1993 Bezirkskapellmeister des Musikbezirks Innsbruck-Stadt.

1995 folgte die Ernennung zum Ehrenkapellmeister der Stadtmusikkapelle Wilten/Innsbruck.
1997 folgte dann der Schritt in den wohlverdienten Ruhestand.

Insgesamt war Michael Stern 42 Jahre lang als Musikpädagoge tätig. Und es gibt wohl ganz wenige, die auf ähnliche Erfolge nicht nur als Musiker, sondern vor allem auch als Lehrer zurückblicken können. So ist es ihm gelungen, insgesamt weit über 30 seiner Studenten mit Hochschulabschluss in ein Kulturorchester zu bringen (siehe Studentenaufstellung).

2001 folgte die Auszeichnung für seine 55-jährige Mitgliedschaft bei der Musikkapelle Natters. Im selben Jahr wurde der Jubilar von den Landeshauptleuten Weingartner und Durnwalder auf Schloss Tirol bei Meran mit dem Verdienstkreuz des Landes Tirol ausgezeichnet.

Von 2002 bis 2008 leitete Michael Stern die Musikkapelle Mutters. Im Mai 2007 wurde ihm das Kulturzeichen der Stadt Innsbruck durch Bürgermeisterin Hilde Zach verliehen.

Seinen letzten öffentlichen Auftritt absolvierte Michael Stern beim von der Musikkapelle Mutters ausgerichteten Bezirksmusikfest des MBs Innsbruck-Land am 14. Juli 2013, wo er die Uraufführung seines Marsches Gruß vom Mittelgebirge mit allen teilnehmenden Musikkapellen des Bezirks (15 plus die Gastgeber-Kapelle) persönlich leitete.

Als seine letzte Komposition gilt der Konzertwalzer Hofburgklänge, der am 29. Dezember des Jahres 2013 im Rahmen des Feuerwerks der Blasmusik von der Stadtmusikkapelle Wilten unter der Leitung von Peter Kostner mit Erfolg uraufgeführt wurde.