Erinnerung an Alois Endres

Von kaum einem Studenten des Staatskonservatoriums der Musik aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg sind biographische Daten bekannt, geschweige denn ein vollständiger Lebenslauf. So lässt sich kaum abschätzen, ob die Studierenden etwas aus ihrer Ausbildung gemacht haben und welchen Weg sie damit gegangen sind. Einer der wenigen Ausnahmefälle ist Alois Endres. Von ihm wurden in der Familie der Wehrpass und einige Fotos überliefert. Anke Hájková Endres, seine Enkelin, Dozentin für Gesang an der Musikhochschule, hat sie ausfindig gemacht und für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt. Dafür sei ihr herzlich gedankt.

Alois Endres, geb. am 23. November 1919 in Waldbrunn (Unterfranken), studierte vom Herbst 1933 an am Staatskonservatorium bei Gustav Steinkamp Klarinette. Den Jahresberichten zufolge spielte er in den Studienjahren 1936/37 und 1937/38 im Vorschulorchester mit, danach im Symphonieorchester. Am 26.3.1939 trug er in einem Schülerkonzert das Concertino op. 26 von Carl Maria von Weber vor. Damit beendete er das Studium, denn am 1. April trat er den verpflichtenden Arbeitsdienst an. Nach sechs Monaten begann dann der Wehrdienst, den er in einer Fliegerabteilung in Eger (heute Cheb) absolvierte. Aus dieser Zeit stammen das in Eger aufgenommene Foto mit Franz Lehár (Abb. 3), die in Franzensbad (Františkovy Lázně), einem in der Nähe Egers gelegenen Kurort, gemachte Aufnahme aus dem Jahr 1940 (Abb. 4) und vermutlich das Foto aus Prag (Abb. 5). Wann das in Würzburg aufgenommene Foto von fünf Mitgliedern des Musikkorps (Abb. 6) gemacht wurde, ist unbekannt. Dasselbe gilt von zwei weiteren Aufnahmen, die während eines Konzerts vor Zivilisten gemacht wurden (Abb. 7 und 8). Geht man die Eintragungen im Wehrpass durch, fällt auf, dass Endres‘ Mitgliedschaft im Musikkorps nur für die Zeit von August bis Oktober 1942 ausdrücklich dokumentiert ist. Das Fliegerregiment 63 befand sich damals in Frankreich. Möglicherweise blieb er wenigstens bis dahin vom Kampfeinsatz verschont. Alois Endres wurde im Juli 1944 als Mitglied einer Fallschirmjägerabteilung in Norditalien schwer verletzt. Er soll sich unter den Zuhörern beim Konzert für Verwundete in Cortina d‘Ampezzo befunden haben (Abb. 9). Er starb am 28. Juli 1944.